Der Fremde aus dem Wald by Wolter Walter

Der Fremde aus dem Wald by Wolter Walter

Autor:Wolter, Walter [Wolter, Walter]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi/Thriller
ISBN: 9783956330261
Herausgeber: Gollenstein Verlag
veröffentlicht: 2014-05-21T22:00:00+00:00


XV. zahltag

Marvin Koch fuhr neuerdings Porsche. Um Erkenntnisse über seine Stellung innerhalb der Bande zu gewinnen, vergeudete Bruno einen wunderbaren Spätsommertag in der Nähe des umzäunten Bungalows, in dem sich hinter zwei Kitsch-Löwen ein Mann verschanzte, den Hauptkommissar Corbeau für einen Boss aus Kalabrien hielt.

Es kam niemand, es ging niemand – nicht einmal ein Prospektverteiler. Auch von observierenden Polizisten war weit und breit nichts zu sehen.

Wenn nicht heute, dann morgen, dachte Bruno und plante, beharrlich wie eine Katze vor einem Mauseloch, einen weiteren Tag Wartezeit in dem gutbürgerlichen Randbezirk von Merzig ein.

Bevor er am nächsten Tag wieder in diese Kreisstadt fuhr, kaufte er sich in Horstis Schreibwarengeschäft eine Zeitung. Der kleine Chef mit den großen Schneidezähnen stand persönlich an der Kasse.

»Verticken Sie auch Würfelspiele?«, fragte Bruno.

Horsti bejahte mit verkniffenem Mund.

»Da soll’s etwas Brandneues geben«, raunte Bruno geheimnisvoll, »sensationell!«

»So? Was denn?« Horstis Schlüssellochaugen blitzten kurz auf und er fuhr sich mit dem abgespreizten kleinen Finger über die Augenbraue.

»Ratten auf der Siersburg«, flüsterte Bruno hinter vorgehaltener Hand, »oder war’s Burg Dagstuhl? Das hab ich doch jetzt tatsächlich vergessen. Jedenfalls muss man an Falltüren, Giftkäse und einem denunziatorischen Burgkater vorbei.«

Horstis aerodynamisches Gesicht erstarrte.

»Ratten auf …, nein, tut mir leid, davon habe ich noch nichts gehört«, piepste er und zog den Kopf ein, als erwarte er Prügel.

Bruno verabschiedete sich freundlich und Horsti presste die Lippen zusammen.

Für den Rest des Tages, dachte Bruno in sich hineinschmunzelnd, wird diese linke Bazille sich Fragen stellen.

Die Wettervorhersage im Radio verhieß nichts Schlechtes. Ein Azorenhoch schob einen seiner berühmten Keile über Deutschland. Es erklang gerade »I Shot The Sheriff«, als Bruno in der Lothringer Straße in Merzig hinter sich einen grafitgrauen Van bemerkte. Das könnten sie sein, dachte er und drehte im Kreisverkehr eine Ehrenrunde, so dass er hinter den Wagen geriet. Und tatsächlich: Es war der Renault mit den verdunkelten Scheiben. Bruno folgte ihm.

Der Van fuhr auf die Autobahn. Als er bei Saarlouis abbog, hatte Bruno eine Eingebung. Das hatten sie letztes Mal auch gemacht, überlegte er. Da hatten sie in Schwalbach und Püttlingen und Völklingen abkassiert. Wenn es diese Tour ist, werden sie mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit irgendwann in der kleinen Pizzeria auftauchen. Dort war ja, wie es aussah, noch eine Rechnung offen.

Bruno fuhr weiter Richtung Saarbrücken. Es war wie ein Lotteriespiel. Wenn ich Glück habe, dachte er, werden die Jungs nachher dort auftauchen, und wenn ich Pech habe, wird nichts weiter passieren, als dass ich mir einen leckeren Teller Spaghetti einverleibe.

Er parkte auf dem Platz, den er kannte, bezahlte für zwei Stunden und holte vorsorglich sein Rüstzeug aus dem Kofferraum. Den Tiefschutz zog er sich unter Verrenkungen in der Enge des Autos an, wobei er hoffte, dass ihm die Politesse nicht schon wieder vor den Kühler laufen würde, denn er musste immerhin seine Hose ausziehen, was auf einem öffentlichen Parkplatz eher unüblich war. Seinen Mundschutz steckte er in die Jackentasche, ebenso die schwarzledernen Einsatzhandschuhe. Sie waren an den Knöchelpartien mit einer Spezialfüllung gepolstert, was einen harten Schlag ermöglichte und gleichzeitig die Hände vor Verletzungen schützte. Außerdem hatten



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